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ARGE: Battagello & Hugentobler Architekturbüro AG, Stansstad

Bericht des Preisgerichtes
Aufgrund ihrer Siedlungsanalyse nehmen die Projektverfasser mit ihrem Bebauungsvorschlag einen harten Standpunkt ein und bewerten den Ort als Übergangsbereich vom inneren kleinkörnigen Siedlungskern und dem Kultur- und Bildungsbezirk mit seinen markanten Repräsentationsbauten.

Konzeptionell ordnen sie den Ort dem Kultur- und Bildungsbezirk zu. Wie der Altbau zu seiner Entstehungszeit, so positionieren die Verfasser den Neubau als kompakten Baukörper, der einen starken Akzent setzt.

Dementsprechend markant ist der Auftritt vor allem gegenüber der Brünigstrasse, das grosse Volumen ist als Ganzes jeweils durch die diagonalen Einblicke sichtbar, die Massigkeit des Gebäudes bringt unmissverständlich die wichtige Institution «Bank» zum Ausdruck.

Der Neubau übernimmt strukturell die Geschossigkeit des historischen Gebäudes, die Ausbildung des Grundrisses verläuft schematisch als Resultante entlang der möglichen Gebäudegrenzen und füllt den vorhandenen Raum ohne weitere architektonische Bezugnahme auf.

Ein differenziert gestalteter Vorplatz, der die Niveaudifferenzen architektonisch thematisiert, lädt zum Verweilen ein. Der auskragende Teil des Baukörpers an der Brünigstrassse schafft nicht nur einen gedeckten, von weitem erkennbaren und praktischen Eingang für die Bankkunden, sonder gibt auch den Blick für die Folgebauten von Kaplanei und Frauenkloster längs der Brünigstrass frei.

An der Grossgasse wird ein ebenfalls dreigeschossiger Baukörper vorgeschlagen, der dem Grundkonzept folgend keine Differenzierung der Baukörper sucht und wie der Hauptbau die ganze machbare Länge längs der Strasse besetzt und so sein strassenseitiges Vis-à-vis stark kontrastiert Einzig im Erdgeschoss ist das Gebäude durchlässig, zwei Passagen führen in den öffentlich zugänglichen, gut besonnten und gartenähnlich gestalteten Hofraum, auf den nebst dem Südteil der Bank auch das Restaurant und die Gewerbefläche ausgerichtet sind.

Die Gestaltung der Aussenräume folgt dem ortsbaulichen Grundkonzept insofern, als sie die Institution «Bank» im Unterschied zum Frauenkloster nicht abgeschottet sondern das ganze Territorium öffentlich durchlässig und zugänglich macht. Diese Aussenräume vernetzen die Bereiche von Grossgasse – Bahnhofstrasse – Brünigstrasse und schaffen eine ebenso hohe Öffentlichkeit, wie man sie in Sarnen in vielen Teilen kennt.

Die Passage im Erdgeschoss des neuen Bankgebäudes vermag zwar im Grundgedanken zu überzeugen, ihre Ausgestaltung und Länge mit ihrem stark urbanen Charakter wirkt befremdend, obwohl sie in der Mitte durch einen Lichthof unterbrochen wird. Ebenfalls nachteilig ist, dass dadurch die Drittnutzung abgetrennt wird und ihre Reservefunktion für die Bank verliert.

Im Altbau 1908/09 werden die übergeordneten und wichtigen Funktionen wie Bankrat, Sitzungen und Beratung gebündelt, im Neubau werden das Alltags- und Routinegeschäft mit Markthalle, Verwaltungs- und Büroraume wie auch die Schulungsräume und Cafeteria konzentriert, wobei letztere unterirdisch positioniert werden, was einerseits anbetracht des geforderten Hochwasserschutzes und andererseits wegen der Immissionen über die begehbaren Oberlichter sehr problematisch ist. Neu- und Altbau sind in beiden Obergeschossen mit einer strukturell gut positionierten Korridorbrücke verbunden, womit die historische Bausubstanz minimalst tangiert wird.

Einem Hoheitsbereich ähnlich und räumlich doch ein Restraum verläuft dem Klosterkomplex entlang ein durchgehender Grünbereich.

Die Verfasser suchen im Grundriss des Neubaus eine einfache, flexibel und wirtschaftliche Struktur mit innerem tragenden Kern, in dem alle dienenden Räume konzentriert sind, und einer umlaufenden Raumschicht mit einer Rastertragstruktur an der Fassade. Dieser an sich intelligente Ansatz kollidiert mit der Grundform des Gebäudes, dem die dafür nötigen Voraussetzungen in Mass und Form fehlen, sodass sowohl im Kern wie in der Raumschicht zufällige und unkontrolliert Räume resultieren.

Die Fassade wird mit multifunktionalen Doppelglasteilen ausgefacht, die zusammen mit thermoaktiven Bauteilen in den Geschossdecken die bauphysikalischen und energetischen Anforderungen zu befriedigen suchen.

Das Projekt «BunDI» ist ein wertvoller Beitrag, da es die ortsbauliche Situation radikalisiert und trotz einem unprätentiöse und entwicklungsfähigen Ansatz die Grenzen der Verträglichkeit und der Konzentration auf ein Volumen aufzeigt und gleichzeitig die daraus resultierenden Vorteile für das historische Schutzobjekt der alten Bank relativiert.

Visualisierung Passage
01 - Visualisierung Passage
Abgabeplan I
01 - Abgabeplan I
Abgabeplan II
02 - Abgabeplan II
Abgabeplan III
03 - Abgabeplan III
Abgabeplan IV
04 - Abgabeplan IV