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Helsinki: Alvar Aalto und seine gelassenen Jünger

Die diesjährige Büroreise führte uns zusammen mit den Architekten des Büros Juho Nyberg aus Zürich nach Helsinki. Bereits im Frühling begannen Juho Nyberg und ich den Büroausflug zu planen. Da Juho Nyberg Finne ist und die finnische Sprache beherrscht, gestaltete sich die Organisation des Ausfluges um einiges leichter. Dementsprechend gross war auch die Vorfreude, die Reise nun endlich anzutreten.

Alvar Aalto und seine Jünger von rechts nach links: Teresa Santostasi, Juho Nyberg, Stanislava Janjic, Markus Roth, Patrick J. Schnieper, Fabienne Ottiger

Nachdem wir am Donnerstagnachmittag im Hotel Fabian in Helsinki ankamen und unsere Koffer im Zimmer verstaut haben, konnte unsere Architektur-Reise nun richtig beginnen. Da aber die Besichtigung von Gebäuden mit leerem Magen nur halb so viel Freude macht, war unser erster Halt im Robert’s Coffee Jugend. Im Anschluss erkundeten wir zu Fuss das Zentrum von Helsinki. Unser Rundgang startete bei der Universitätsbibliothek und führte uns via Hauptbahnhof zum Kaufhaus Stockmann und von dort aus zum Dom von Helsinki. Das absolute Highlight des ersten Tages war das köstliche Abendessen im Restaurant Karl-Johan Oy. Ein kleines und unscheinbares Restaurant, welches durch Qualität und Service zu überzeugen vermag. Um den Abend ausklingen zu lassen, gab es auf dem Rückweg zu unserem Hotel einen Schlummertrunk in der Kämp Bar.

Am folgenden Tag machten wir uns nach dem Frühstück und einem leckeren Kaffee im Andante auf den Weg zum Stadtteil Tapiola in Espoo, welcher etwa 10 Kilometer ausserhalb von Helsinki liegt. Dort angekommen, besichtigten wir das Zentrum von Tapiola, wobei der Tapiola-Turm das architektonische Signet der Neustadt ist, und das Zentrum markiert. Im Anschluss ging es zu Fuss weiter zum Ausstellungszentrum WeeGee, wo sich auch das Espoo Museum of Modern Art (EMMA) befindet. Leider waren die aktuellen Ausstellungen eher ernüchternd, vielleicht aber auch aus dem Grund, dass ein Teil des Museums gerade im Umbau ist und eine neue Ausstellung entsteht.

Am zweiten Teil des Tages besuchten wir den Campus der Alvar-Aalto-Universität Helsinki in Otaniemi. Auf dem Campus angekommen, besichtigten wir das ehemalige Hauptgebäude der Technischen Universität von Alvar Aalto. Beim Anblick von aussen präsentierte sich das Auditorium im Knick des L-förmigen Gebäudeteils als Amphitheater. Natürlich wollten wir wissen, wie der Hörsaal im Inneren des Amphitheaters aussieht. Problemlos betraten wir das Haupt-Gebäude und fanden innert Kürze den Eingang zum Auditorium. Vorsichtig und mit wenig Aussichten auf Erfolg versuchten wir die Eingangstür des Hörsaals zu öffnen. Zu unserer Überraschung war der Saal offen und frei zugänglich. Dementsprechend gross war unser Staunen, als wir das Auditorium betraten und uns auf der Rückseite des Amphitheaters befanden. Viel Zeit zum Verweilen blieb uns jedoch nicht, da noch weitere Objekte auf dem Programm standen. So führte unser Weg weiter zum Studentenzentrum Dipoli und zur Otaniemi-Kapelle, welche sich zwischen Bäumen in einem kleinen Wald versteckt. Um die verschiedenen Eindrücke der Objekte zu verdauen, genossen wir am Nachmittag einen duftenden Kaffee in der Cafetoria Aalto und machten uns anschliessend auf den Weg zur letzten Besichtigung des Tages: das Didrichsen Kunstmuseum, welches auf der Insel Kuusisaari zwischen Helsinki und Espoo liegt. Die ursprüngliche Villa Didrichsen wurde als Wohnhaus erbaut, später mit einem Museumsflügel ergänzt und als Kunstmuseum für zeitgenössische Kunst umgenutzt. Bevor wir unser Abendessen im Restaurant KuuKuu genossen, machten wir einen Abstecher in die zwei finnischen Läden «Iittala», welcher für seine Alvar Aalto Vase bekannt ist, und «Marimekko», welcher sich mit seinem unverkennbaren Blumenmuster einen Namen geschaffen hat.

Wie unschwer zu erkennen ist, hat es das Design von Marimekko auch meinem Chef Patrick J. Schnieper angetan…

Am Samstag starteten wir mit einem herzhaften Frühstück in der Bakery Eatery Levain im Stadtteil Töölö in den Tag. Sie befindet sich neben der Temppeliaukion Kirche, welche unser erster Besichtigungspunkt an diesem Tag war. Die Felsenkirche ist ein regelrechter Touristenmagnet, – was uns aber nicht davon abhielt, die Kirche zu besichtigen. Via Olympiastadion ging es weiter zum Stadtteil Pasila, wo wir erneut eine kleine Enttäuschung hinnehmen mussten. Die neu erbauten Gebäude um und über dem Bahnhof in Pasila, waren kein architektonisches Highlight. Vielmehr wirkten sie wie grosse, graue, lieblos platzierte Gebäude. Umso mehr erfreuten wir uns am Programm, welches am Nachmittag folgte. Wir durften zuerst an einer Führung im Aalto House teilnehmen und gleich im Anschluss eine weitere Führung im Studio Aalto geniessen. Beide Gebäude waren grösstenteils mit der Originaleinrichtung erhalten und man konnte in das Arbeiten und Leben von Alvar Aalto eintauchen. Nach den zwei Führungen führte uns der Weg zurück ins Zentrum von Helsinki und zum Hotel. Den letzten Abend in Helsinki genossen wir mit einem Apéro im Löyly und anschliessendem Abendessen im Restaurant Seahorse.

Unser letzter Tag in Helsinki begann zur Abwechslung nicht mit einem Frühstück in einem Café, sondern am Markt mit einem typisch finnischen Filterkaffee und einer Zimtschnecke. Danach besichtigten wir den sogenannten «Zuckerwürfel»von Alvar Aalto und die daneben liegende Uspenski-Kathedrale. Da der Magen aber doch langsam anfing zu knurren, wurde es Zeit für den reservierten Brunch im Gastro Cafe Kallio. Mit vollem Magen machten wir uns nach dem Brunch auf zur alten Markthalle und schlenderten den Ständen entlang.

Als letzten Teil unserer Reise besichtigten wir das Gebiet westlich vom Hauptbahnhof Helsinki. Unsere Tour startete mit der Kamppi Kapelle und führte uns über das Amos Rex via dem Kiasma zur Zentralbibliothek Oodi und dem Musiikkitalo. Die Zentralbibliothek Oodi war ein toller Abschluss für unsere Reise. Im ersten Obergeschoss befinden sich diverse Angebote wie öffentliche Arbeitsplätze mit und ohne Computer, Drucker, Scanner, Plotter, 3D-Drucker, Meeting-Räume, Ton- und Fotostudios, Gaming-Räume, Nähmaschinen und Kochnischen. Im zweiten Obergeschoss befindet sich die eigentliche Bibliothek mit unzähligen Büchern in fast 20 Sprachen, einem Kinderbereich mit Spielteppich und weiteren Arbeitsplätzen. Nachdem wir die Zentralbibliothek bis in jede Ecke erkundet hatten, war es an der Zeit, uns zum Flughafen zu begeben. Bevor wir jedoch in den Zug Richtung Flughafen stiegen, gab es einen letzten Stopp in der Lebensmittelabteilung im Kaufhaus Stockmann, wo wir uns mit finnischen Köstlichkeiten eindeckten, um uns die Heimreise etwas zu erleichtern und ein Stück Helsinki mit nach Hause nehmen zu können.

Während unserer Entdeckungstouren in der Stadt Helsinki sprangen uns drei Details immer wieder ins Auge: Schuhbürsten vor den Eingängen der Gebäude, Swimmingpool-Leitern auf den Dächern oder Regenwasserabläufe quer über das Trottoir. Auf den ersten Blick erscheinen uns diese Dinge etwas merkwürdig, haben aber durchaus ihren Zweck, wenn man bedenkt, welche Schneemengen in Helsinki fallen können. So kann man die Schuhe vor dem Betreten des Gebäudes abwischen, den Schnee vom Dach schaufeln und das Schmelzwasser fliesst direkt auf die Strasse.

Ein besonderer Eindruck, der uns noch lange in Erinnerung bleiben wird, ist, wie ruhig und entschleunigend Helsinki auf uns wirkte. Selbst im Bereich um den Bahnhof und die Esplanade waren verhältnismässig wenig Autos unterwegs. Trotz des wunderbaren Wetters waren auch die Quartiere meist still, da sich fast keine Menschen auf den Strassen befanden. Unbewusst haben wir diese Gelassenheit in den vier Tagen übernommen und denken in ruhigen Minuten gerne an unsere Büroreise nach Helsinki zurück.

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