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Architekturausflug: Biel – Vevey – Lausanne – Genf

Da im April unser Büroausflug nach Wien nicht möglich war, entschieden wir uns die Romandie architektonisch besser kennenzulernen. Emissionsfrei fuhren wir am Freitagmorgen den 7. August 2020 mit dem BMW i3 auf unseren vier Städtetrip, in Begleitung von meinem Freund und Architekturstudenten Clau Item.

Volkshaus Biel, Architekt Eduard Lanz, 1932 | Villa «Le Lac», Architekt Le Corbusier, 1924

Der im letzten Jahr fertiggestellte, schlangenförmige Swatch Hauptsitz in Biel enttäuschte uns. Die organische Hülle wiederspricht der inneren Büronutzung. Form und Funktion stimmen nicht überein. Zudem ist der Bau von aussen durch die Metall, Glas und Kunststoff Verkleidung nicht mehr als Holzbau lesbar. Dafür erfreuten wir uns an der Architektur des Volkshauses an der Bahnhofsstrasse, dem Kongresszentrum und dem Gymnasium Strandboden. Im Anschluss fuhren wir nach Vevey und konnten bei bestem Wetter «Une petit maison» von Le Corbusier am Lac Léman besichtigen.

Auf dem Weg nach Genf machten wir Halt beim «Rolex Learning Center» in Lausanne. Während wir die von SAANA Architekten entworfene Lernlandschaft durchschritten, hing unser Fortbewegungsmittel an der Ladestation. Im Restaurant «Les Sixième Heure» liessen wir den Tag mit einem feinen Nachtessen und einer charmanten Gastgeberin ausklingen.

Rolex Learning Center, Architektur SANAA, 2010 | Maison Clarté, Architekt Le Corbusier, 1932

Am Samstagmorgen spazierten wir vom Hotel bis zum Restaurant «Oh Martine!», wo wir nach einem leckeren Frühstück die neue Bahnstation «Genève-Eaux-Vives» von Jean Nouvel besuchten. Diese Station ist der Grundbaustein für die Neuplanung des Stadtteils Eaux-Vives. Angrenzend an das Gebiet steht das UNESCO Welterbe von Le Corbusier: «Maison Clarté». Es ist faszinierend für mich zu sehen, dass ein 96 Jahre altes Mehrfamilienhaus, architektonisch immer noch topaktuell wirkt. Danach folgte ein Spaziergang durch die Altstadt und einem Blick über die Stadt vom Glockenturm der Kathedrale St. Peter.

Am Nachmittag besichtigten wir das Museum für Völkerkunde von Graber Pulver. Es bildet den Abschluss eines Schulhausplatzes und sticht mit seiner expressiven Architektur aus dem Kontext heraus. Im hochragenden, spitzen Dach erwarteten wir öffentlich zugängliche Räume. Leider sind da nur Büros und die Mediathek untergebracht. Die Ausstellungsräume sind im Untergeschoss angeordnet. Für kontroverse Diskussionen sorgte ebenfalls das neue Glas-Hochhaus von TSR (SRF) auf dem grosszügigen Gelände der TV-Anstalt, welches durch unsere Gebühren finanziert wurde.

Hochhaus TSR (SRF), Architekten dl-a Devanthéry & Lamuniére, 2010 | Cité du Lignon, Architekt Georges Addor, 1971 | Kopfbedeckung Chef: Risa – Panama Trilby

Für den Sonntag haben wir uns das Gebiet Sécheron rund um den UNO-Hauptsitz vorgenommen. Um den Bahnhof Sécheron sind moderne Geschäfts- und Wohnviertel mit den unterschiedlichsten Bauten entstanden: der Hauptsitz des Tabakkonzerns JTI, das Studentenwohnhaus des Hochschulinstituts für internationale Studien und Entwicklungen und die Wohnüberbauung «Foyer Sécheron» sind nur drei davon. Der Botanische Garten, in der Nähe der Weltgesundheitsorganisation, bot uns den Gegenpol zu den hohen Glasfassaden. Das Rotkreuz- und Rothalbmondmuseum besuchten wir im Anschluss an unseren Aufenthalt im Grünen. Einer der drei thematischen Räume der Daueraustellung wurde vom japanischen Architekten Shigeru Ban gestaltet.

Nach dem Mittag fuhren wir nach Vernier, westlich der Stadt Genf, zu der über einen Kilometer langen Wohnsiedlung Le Lignon aus den 1960er Jahren, unser Highlight! Die für 10’000 Menschen geplante Satellitenstadt wird immer noch von 5’700 Personen bewohnt. Durch die Laubengänge mit den gelben vertikalen Stoffmarkisen, welche sich auf jedem vierten Geschoss wiederholen und die farbigen Stoffstoren vor den Balkonen, wird das strenge Fassadenraster aufgelockert und umgeht so eine monotone Erscheinung. Im Anschluss fuhren wir an den Rand von Meyrin. Dort steht neben drei dominanten Hochhäusern die Schulanlage «Les Vergers», welche uns mit ihrer Materialisierung zu überzeugen vermochte. Die Fassade ist sorgfältig mit Betonstützen und umlaufenden Betonbalkonen gestaltet. Die Holzfenster bilden den Kontrast und für uns einen schönen Abschluss der Reise. Auf der schnurgeraden Strecke fuhren wir wieder zurück in die Stadt.

Auf der Heimreise reichte uns eine halbstündige Pause am Schnelllader der Raststätte Grauholz bei Bern. Die zeitgemässe, etwas weitere, Reise mit dem kleinen Stadtflitzer BMW i3 funktionierte einwandfrei!

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