… eine Aussage, die man oft hört und die auch niemandem übel zu nehmen ist, der sich nicht beruflich mit Gestaltung auseinander setzt.
In der Architektur gibt es jedoch ganz bestimmte Regeln und Merkmale, welche ein Haus sachlich bewertbar machen. Neben dem städtebaulichen Aspekt, d.h. wie ein Haus räumlich zu seiner gebauten oder natürlichen Umgebung steht, sind die Proportionen von Gebäudeteilen ein Kriterium: Welche Proportion hat zum Beispiel ein Fenster, eine Türe oder eine Stütze. Wie stehen die einzelnen Gebäudeteilproportionen in Grundriss, Schnitt und Fassade zueinander. Wie ist das Verhältnis zwischen offenen und geschlossenen Gebäudeflächen, zwischen horizontaler und vertikaler Gebäudestruktur. Ein weiteres Kriterium sind die verwendeten Materialien hinsichtlich Farbe, Oberfläche und Nützlichkeit: Ist die Materialwahl angemessen. Wie wirkt das Haus auf seine Umgebung. Das wichtigste Kriterium aber, der eigentliche Grund, warum gebaut wird, ist die Funktionalität: Hat das Haus die geforderten funktionalen Eigenschaften. Nur wenn alle drei Elemente – Proportionen, Material und Funktion – in Harmonie zueinander stehen, kann von überdurchschnittlicher Architektur die Rede sein.
Das Gesamtbild ist entscheidend. Wer die genannten Kriterien bewusst beobachtet, wird feststellen, dass gebaute Schönheit nicht zufällig ist. Es ist immer wieder interessant zu sehen, wie Menschen, die sich mit Architektur beschäftigen und bereit sind, Vorurteile (z.B. nur alte Häuser sind schön) abzulegen, ein gestalterisches Gespür entwickeln, welches über das übliche «ist doch Geschmacksache» hinausgeht. Gäbe es in der Architektur keine allgemeingültigen Regeln, würde kaum ein Architekt an einem Architekturwettbewerb teilnehmen!
Gefällt mir gut, der Beitrag. Und ich finde den Ansatz, wie du dem Thema «Geschmacksache» begegnest, sehr pragmatisch. Wie du halt auch bist. Nur – ein bisschen bleibt am Schluss doch alles Geschmacksache. Denn, auch wenn rein «architektonisch» gesehen alles richtig gemacht wird, so gibt es doch Punkte darin – meiner Meinung nach vor allem bei der Materialwahl – die eben «Geschmacksache» bleiben. Oder anders gesagt, die rational wohl absolut korrekt, aber «emotional» weniger oder mehr ansprechen. Und die dann eventuell auch ausschlaggebend sind bei der Bestimmung des Gewinnerprojektes. Aber eben – das ist meine Meinung. Und ich bin ja nicht in einem gestalterischen Beruf tätig, weshalb mir ja verziehen ist…
Natürlich gibt es nie nur eine richtige Lösung. Jedoch sollte eine architektonische Entscheidung nie von Emotionen (Affekthandlungen) geleitet sein. Ich denke, du wolltest das Wort Gefühl beschreiben. Auch das Gefühl für eine gute Entscheidung kann trainiert werden. Wie sagt man doch: Ein Gefühl für etwas entwickeln.